UIllrich Angersbach

Sind Wertpapierhändler auch gute Schachspieler?

Welche Charaktereigenschaften fördert das Schachspiel?

So sieht es der Marketingexperte für Finanzprodukte und Marketing-Coach Ullrich Angersbach:

„Zähe Kämpfer mit Köpfchen gesucht!“ So könnte der Titel einer Stellenanzeige lauten, wenn man nach einem Nachwuchsspieler für Schachtuniere suchen würde. Aber eine solche Anzeige wird es nie geben, da Turnierteilnehmer nicht durch Anzeigen gesucht werden. Anders ist es natürlich in der Finanzbranche. Dort werden Analysten und Trader gesucht, die eine hohe Konzentrationsfähigkeit besitzen, die ausdauernd sind, die die Übersicht bewahren, die sich durch Entscheidungskraft auszeichnen, die das Risikomanagement beherrschen, die Stressstabilität besitzen und denen diszipliniertes Denken zur zweiten Natur geworden ist. Es gibt also viele Gemeinsamkeiten zwischen der Finanzbranche und dem Schachspiel.
 
Ähnlich wie beim Schach besitzt jeder Teilnehmer am Finanzmarkt den gleichen Informationsstand (wer nicht öffentliche Informationen verwendet, kann rechtlich verfolgt werden) und auch die Spielregeln sind in der Finanzbranche gesetzlich streng vorgegeben (manche finden sie aber noch nicht streng genug).
 
Aber es gibt auch Unterschiede. Nur beim Schach hat jeder exakt die gleichen Figuren zur Verfügung (also gewissermaßen die gleiche Geldmenge zur Verfügung). Was bestimmte Figuren auf dem Schachbrett tun können, ist durch einfache Regeln bestimmt, die jedes Kind schnell erlernen kann. Und doch gibt es gewaltige Unterschiede zwischen den einzelnen Schachspielern. Das gleiche gilt auch für die verschiedenen Teilnehmer am Finanzmarkt. Das hat mit zwei Dingen zu tun:
 
1.     Übung
2.     Charakter
 
Übung macht bekanntlich den Meister – aber reicht das?

Ulrich Angersbach meint, bestimmte Charaktereigenschaften helfen sehr, ein besserer Schachspieler zu werden. Hier gibt es eine sich gegenseitig beschleunigende Wachstumsspirale: Durch häufiges Schachspielen werden bestimmte Charaktereigenschaften geschult und bestimmte Charaktereigenschaften verhelfen zu einer besseren Spielstärke.
 
Zuerst: Anders als beispielsweise beim Fußball sieht Ulrich Angersbach im Schach keine Gruppenaktivität. Schach ist eher mit dem Tennis vergleichbar. Hier sind Einzelkämpfer gefragt, die alleinverantwortlich ihr Spiel gestalten. Schach gilt als königliches Spiel, weil hier jeder Spieler seine Figuren wie ein Herrscher seine Truppen so einsetzen muss, dass sie sich am Ende gegenüber dem Gegenspieler durchsetzen können. Beim Handel mit Wertpapieren hingegen gibt es beides: den Einzelkämpfer und das Team. Auf Dauer sind meist sind die Teams erfolgreicher, aber sie scharen sich oft um einen herausragenden Händler, der den Ton angibt. 
 
Ein Schachspieler könnte aber auch nach Ulrich Angersbach mit einem Unternehmer verglichen werden, der die Fähigkeiten seiner Mitarbeiter so einsetzt, dass sich sein Team gegenüber der Konkurrenz behauptet. Aber anders als ein Staat, der Staatsanleihen herausgeben kann oder ein Unternehmer, der Unternehmens-Anleihen emittieren kann, um seine Möglichkeiten zu vergrößern, muss jeder Schachspieler mit dem auskommen, was im gegeben ist und das sind genau 16 Figuren in einer klar vorgeschriebenen Startaufstellung.

Auch ein Trader braucht viel Übung und sollte immer selbstkritisch sein. Mit der Zeit entwickelt sich so Intuition, die sowohl dem Trader als auch dem Schachspieler hilft, besonders kritische Situationen zu erkennen und an dann tiefer zu analysieren als gewöhnlich.

Welche Charaktereigenschaften sind fürs Schachspielen wichtig?

Neben den im Folgenden von Ulrich Angersbach beschriebenen Charaktereigenschaften, sind gute körperliche und seelische Gesundheit sowie ausreichend Schlaf beim Schachspiel von Vorteil. Denksport kann bekanntlich sehr kräftezehrend sein. Das gilt in gleicher Weise auch für Trader.

 

1. Konzentrationsfähigkeit

In unserer schnelllebigen Zeit haben viele Menschen oft nur eine kurze Aufmerksamkeitsspanne. Man vergleiche dazu alte mit neuen Filmen und beobachte die immer kürzer werdenden "Schnittfolgen". Ein Schachspiel aber dauert oft eine Stunde und länger. Über die gesamte Zeit muss man konzentriert sein. Wer 20 Züge exzellent spielt, aber dann einen groben Flüchtigkeitsfehler begeht, kann schon die ganz Schachpartie verloren haben. 

Ein Trader, der nach einer Reihe von erfolgreichen Trades leichtsinnig wird und weniger analysiert oder größere Risiken eingeht, kann schnell alles wieder verlieren.

 

2. Ausdauer

Ein Schachspiel kann viele Höhen und Tiefen haben. Mal sieht es so aus, dass man nun leicht gewinnen wird. Aber ein paar Züge weiter kann sich das Blatt schon wieder wenden. Dann heißt es, weiter kämpfen und geduldig auf Chancen lauern oder sich durch gute Analyse und überraschende Züge wieder aus dem Tal der Tränen heraus kämpfen.
 
Wer zu früh aufgibt, wird unnötigerweise viele Spiele verlieren. Er bringt sich so um die Erfolgserlebnisse, die jeder Mensch braucht, um ausdauernd zu werden.

Beim Trader kann es trotz guter Arbeit auch mal Schwächephasen geben. hier gilt es zu versuchen herauszufinden woran es liegt. Liegt die schwache Performance noch im Schwankungsbereich der eigenen Strategie oder haben sich die Marktbedingungen so verändert, dass die Handelsstrategie nicht mehr funktioniert?

 

3. Übersicht

Trotz Zeitdruck und Anspannung einen kühlen Kopf zu bewahren und die Übersicht über das gesamte Spielfeld zu behalten, ist eine Kunst, die zu beherrschen nicht nur beim Schachspiel wichtig ist. Oft konzentriert sich das Spiel auf einen bestimmten Bereich des Schachbrettes. Dort werden Figuren zusammen gezogen, dort baut sich Spannung auf und dort entlädt sie sich wieder. Dabei geben sich Angreifer und Verteidigern meist an einer anderen Stelle des Spielbrettes Blößen, die ein Spieler mit Übersicht zu seinem Vorteil nutzen kann. 

In der Praxis ist Nervenkraft oft spielentscheidend. Das gilt besonders wenn man gerade einen Fehler gemacht hat und nun einen Vorsprung verloren hat oder ins Hintertreffen gefallen ist.

Das gleich gilt im Wertpapierhandel. Wer gerade einen größer Verlust erlitten hat, neigt bei Nervenschwäche dazu, besondere Risiken einzugehen oder die Übersicht zu verlieren und damit oft den Verlust zu vergrößern. 

 

4. Entscheidungskraft

Während des Spiels können Situationen auftreten, die zu viele Varianten ermöglichen. Diese kann nur ein Schachcomputer in der Tiefe von mehreren Zügen analysieren. Hier gilt es trotz der unklaren Lage mutig eine Entscheidung zu treffen. Das gilt ganz besonders beim Blitzschach, wo das Zeitbudget jedes Spielers extrem begrenzt ist. Manchmal ist es auch einfach so, dass eine gewissen Denkfaulheit einsetzt. Man ist sich seiner Sache zu sicher und zieht gleich, weil man glaubt einen guten Zug gefunden zu haben. Aber es könnte einen besseren geben. Oder der Zug stellt sich als Falle heraus in die man gerade in Begriff ist, hineinzutreten. 

Auch ein Wertpapierhändler braucht ein hohes Maß an Entscheidungskraft, bei grundsätzlich immer unvollständigen Informationen. Nur hat er die Freiheit auch mal nichts zu tun, wenn es zu unübersichtlich wird. Der Schachspieler hingegen unterliegt einem Zugzwang.

 

5. Risikomanagement

Meist gibt nicht nur einen guten Zug. Oft muss man sich zwischen einem soliden eher defensiven Zug und ein der risikoreicheren Variante entscheiden, die den Gegner überrascht. Der überraschende Zug aber kann den entscheidenden Vorteil bringen, das Spiel zu seinen Gunsten zu entscheiden. Hier heißt es abzuwägen und dabei die Stärke des Gegners und die eigenen Spielstärke möglichst realistisch abzuschätzen.

Beim Traden ist Risikomanagement überlebenswichtig. Wer alles auf eine Karte setzt, kann alles verlieren. Finanzielle Reserven für besondere Gelegenheiten sind genauso wichtig, wie der Umstand, den Totalverlust jeden einzelnen Trades verkraften zu können. Auch gelegentliche Gewinnmitnahmen können ein wichtiger Bestandteil des Risikomanagements sein.

 

6. Stressstabilität

Von außen betrachtet erscheinen Schachspieler oft völlig emotionslos. Aber bekanntlich entstehen Emotionen, wenn Gedanken auf den Körper treffen. So kann sich ein Spieler über einen "saudummen Fehler tierisch aufregen“. Der Adrenalinspiegel steigt und dies hemmt die Denkfähigkeit. Aber auch die Freude über einen gelungen Zug bringt Gefahren mit sich. Man könnte versucht sein, von nun an leichtsinniger zu spielen. Das weiß der Gegenspieler natürlich auch und könnte dies für eine Falle nutzen. Einem Schachcomputer kann dies nicht passieren und deshalb hat selbst ein erstklassiger Schachspieler gegen ein gutes Computerprogramm nur den Hauch einer Chance. Deshalb sollte man sich beim Schachspiel immer sagen „es ist wie es ist“ und dann bei möglichst heiterer Gelassenheit über den nächsten Zug nachdenken. So haben Missemotionen, also Emotionen, die irrational und unangemessen sind, kaum eine Chance und man kann das Beste aus jeder Situation herausholen.
 
Idealerweise hat man während des Spiels alle Züge in einem Schach-Computerprogramm wie das von Shredderchess.de eingespeichert. Dann kann man später jeden Spielzug in Ruhe vom Computer analysieren lassen. So lernt man am schnellsten von den Fehlern und kann seine Emotionen besser beherrschen.

Wertpapierhändler arbeiten in ruhigen Zeit oft mit einer durchdachten Handelsstrategie und lassen sich von Kennziffern etc. leiten. Wenn aber Stress auftritt und das kann auch durch Schlafmangel oder Eheprobleme ausgelöst sein, dann werden solche Strategie oft über den Haufen geworfen und aus dem Bauch heraus hektisch reagiert. Dann häufen sich die Fehler und damit die Verluste. Passiert dies einem Fondmanager, dann kann er sich sogar gegenüber seinen Investoren haftbar machen, weil er nicht die Handelsstrategie mehr verfolgt, die er den Investoren gegenüber dargelegt hat.

 

7. Denkdisziplin

Die richtigen Fragen zu stellen, ist beim Schach der Schlüssel zum Erfolg. Dabei gilt „je besser die Fragen, umso besser die Antworten“. Das ist nicht nur beim Schach so.
 
Ullrich Angersbach gab im Interview noch folgende Tipps: Gute Fragen beim Schach sind:  Welche Figuren sind nicht (ausreichend) gedeckt? Welche Figuren können herangezogen werden, um die Deckung zu verstärken? Wo kann die Deckung nicht ausreichend verstärkt werden, so dass ein Figurengewinn möglich ist? Diese Fragen sind immer zweimal zu stellen, einmal für die eigenen Figuren und einmal für die des Gegenspielers. Das erfordert Disziplin.
 
Damit aber nicht genug: Es gibt noch viel mehr Fragen, die ein Schachspieler vor jeden Zug durchdenken sollte. Wenn er eine Figur bewegt, kann das bedeuten, dass er die Deckung einer Figur oder eines Feldes aufgibt und so neue Gefahren heraufbeschwört. Auch kann es neben einen guten Zug noch einen besseren geben. Dies wird häufig nicht bedacht, da man geneigt ist, zu schnell zu ziehen.
 
Weiter kann es sein, dass ein überraschender Angriff durch den Abzug einer Figur, die die Wirkungsbahn einer Figur blockiert, möglich ist. Oder gibt es für den Springer oder eine andere Figur die Möglichkeit, zwei gegnerische Figuren gleichzeitig anzugreifen, jetzt oder in ein oder zwei Zügen? Sind verteidigende Figuren gefesselt? Das heißt, sie können nicht bewegt werden, ohne dass dies dazu führt, dass man eine wichtige Figur (meist König oder Dame) verliert. Gibt es eine Möglichkeit, wichtige Verteidiger zu fesseln, abzulenken oder zu schlagen? Kann man Figuren durch das opfern eigener Figuren auf Felder locken, wo sie geschlagen werden können oder wo man den Gegner entscheidend schwächen oder gar schachmatt setzen kann?
 
Die Liste der Fragen ließe sich noch lange fortsetzen. Es soll nur gezeigt werden, dass ein guter Schachspieler eine Spielsituation gründlich durch gute Fragen analysieren muss und das erfordert ein Höchstmaß an Disziplin. Um diese Disziplin zu üben, kann man sich auf sein Smartphone Apps herunterladen, die täglich neue Schachrätsel unterschiedlicher Schwierigkeitsstufen anbieten. Auch gibt es ein erstklassiges Schach-Übungsprogramm von shredderchess.de in drei Stufen für einen PC, einen Laptop oder ein iPad. Ein solches Übungsprogramm (Tutor), ist weit motivierender als ein Taschenbuch über Schach.

Wertpapierhändler sollten analytisch vorgehen. Sprich: sie unterwerfen sich im allgemeinen einer gewissen Denkdisziplin. Auch hier entscheidet die Qualität der Fragen und die Konsequenz, mit der nach den besten Antworten gesucht wird, über den Erfolg.

Wer seine Schachtaktik verbessern will sollte an das folgende Buch von Volker Schlepütz denken:

 

Anmerkung: Dieser Artikel gibt lediglich die Meinung von Ullrich Angersbach wieder. Für die hier dargestellten Fakten übernimmt Ulrich Angersbach keine Haftung.

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